Technikfolgenabschätzung: Wie gehen wir mit neuen Entwicklungen um?
Im Zuge der Diskussionen um Künstliche Intelligenz (KI) besuchten die Schüler*innen der 7ABCD am 15.10.2024 einen im Mehrzwecksaal stattfindenden Vortrag von Dr. André Gazsó von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft (ÖAW) unter dem oben erwähnten Titel.
„Die Zukunft ist offen und gestaltbar.“ Laut einer vom Vortragenden gezeigten Postkartenreise sahen schon um 1900 viele Befragten in Paris voraus, dass im 21. Jahrhundert beispielsweise elektrische Bodenreinigung (Staubsauger), Videotelefonie, Videokonferenz, Industrieroboter allgemein üblich sein werden.
Was sie aber nicht voraussehen konnten - und das betrifft uns auch im Umgang mit der mittlerweile herrschenden Technik - sind die Folgen dieser Entwicklungen. Ein konkretes Beispiel, so der Vortragende, weist auf die Folgen der Automobilindustrie hin, die damals schon im Entstehen war. Die Befragten konnten sich nicht die kilometerlangen Staus auf den Autobahnen oder einen durch Autos verursachten Klimawandel vorstellen. Damit haben sie nicht gerechnet.
Mit diesem Beispiel wollte der Vortragende zeigen, dass die Technikfolgenabschätzung nach wie vor keine einfache Aufgabe ist. Um sich damit auf vollständiger Weise auseinandersetzen zu können, werden die Expertisen sehr vieler interdisziplinärer Wissenschaften benötigt. Das liegt darin begründet, dass wir mit komplexen Risiken zu tun haben, die als Systemwirkung unerwartet bzw. auf neuartige Weise auftreten können. Diese Wirkungen und die veränderlichen Bedingungen erschweren die Problemerkennung. Hinzu kommt ein gewisser Widerstand gegen die Problemlösung. Gleichzeitig besteht aber moralisch, sozial und politisch die Verpflichtung, Entscheidungen zu treffen.
Und weil wir Menschen – aus den erwähnten und weiteren Gründen wie Datenmangel, Fehlen systematischer Beobachtung und Dokumentation, Fehlen geeigneter Prozesse und der Evidenz in Echtzeit - nicht besonders gut in der Beurteilung der Zukunft sind, müssen wir vorsichtig sein, sobald negative oder unerwünschte Konsequenzen neuer Entwicklungen auftreten. Dabei könnte eine wissenschaftliche Analyse der Systemrisiken im Sinne des Eingangszitats von Francic Bacon hilfreich sein: „Nam et ipsa scientia potestas est. (Denn auch die Wissenschaft selbst ist Macht.)“
An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Dr. André Gazsó für seinen interessanten Vortrag und an die Österreichische Akademie der Wissenschaft (ÖAW) für die freundliche Kooperation.
Prof. Driss Tabaalite
Prof. Paul Geiß
Postkarte aus dem Jahr 1900: Videotelefonie (Foto: En l'an 2000-Chromolithographie de Vieillemard & ses Fils /Wikimedia (Public domain))
Postkarte aus dem Jahr 1900: Himmel über Paris (Foto: En l'an 2000-Chromolithographie de Vieillemard & ses Fils /Wikimedia (Public domain))